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Vertrauen
Vertrauen ( 23.03.2009)

„Vertraust du mir?“ Eine einfache, klare, oft gestellte, standardisierte, fast schon klischeehafte Frage, auf die es eine einfache, klare, oft gegebene, standardisierte Antwort gibt, eine einzige, denn jede andere wäre mit langen Erklärungen verbunden, Erklärungen, die keinen Sinn ergäben, weil sie etwas erklären müssen, was bei jedem anders ist, was jeder anders sieht, was alle gleichermaßen für unerklärlich befinden, da keiner weiß, wie genau Liebe funktioniert, weswegen sie mindestens zu Unverständnis führten.
Obwohl ihr dieser Gedanke in ihrem Hinterkopf rotierte, während die eigentlich auch schon klischeehafte Überlegungspause einlegte, war sie sich sicher, unabhängig vom Druck aller möglichen Folgen einer negativen Antwort, seine Frage bejahen zu können.
„Ich meine nicht, dass du mir nur soweit vertraust, dass ich dir nicht fremdgehe oder so. Ich meine, ob du mir so weit vertraust, dass du mir blind vertraust, ohne Angst, dass etwas passieren könnte, was alles zu schlechten verändert.“
„Was sollte denn passieren?“ Gut, der Unterton war ein bisschen spöttisch, es war ja nicht so, dass sie nicht schon lange zusammen wären und sich ihre Beziehung immer noch weiter zum Guten entwickelte. Trotzdem merkte sie, dass sich ein leises Gefühl der Angst in ihrer Brust etablierte. Dachte er vielleicht anders als sie?
„Das ist jetzt nicht wichtig, aber sag bitte, ob du mir so weit vertraust.“
Was nun? Das ging weit über die Bedeutung der Standardfrage hinaus, diese Frage wurde noch nicht in tausenden Filmen beantwortet, diesmal konnte sie die Wahrheit sagen, oder nicht? Vermutlich hätte es keine Auswirkungen, es ginge einfach weiter wie zuvor, und irgendwann stellte er die Frage noch einmal und sie beantwortete sie noch einmal. Aber wollte sie überhaupt verneinen? Hatte sie eigentlich schon darüber nachgedacht, dass sie ihm tatsächlich schon so weit vertraute, nach all der Zeit, nachdem sie so vieles, vermutlich fast alles, von ihm wusste? Eigentlich war es ja so, dass sie ihm ohne Scheu alle Geschicke in die Hand legte, egal, um was es ging. War also ein „Ja“ gerechtfertigt? Und wieweit geht Vertrauen, gerade blindes Vertrauen? Dass man dem anderen blind alles glaubt, was er sagt, ohne zu Hinterfragen? Oder wäre das schon diese Art des Fanatismus, wie er im Dritten Reich auftrat? Was, …
„Es ist wichtig, dass du diese Frage ehrlich beantwortest!“ Na toll, das wollte sie ja gerade, aber diese verdammten Zweifel gingen ihr nicht aus dem Kopf. Wie sollte sie die Wahrheit sagen, wenn sie sie nicht einmal kannte? Ob er ihr sagen konnte, was dieses Vertrauen genau sei? Aber es war ja wieder bei allen Menschen anders, insofern könnte er etwas völlig anderes darunter verstehen. Sie musste ihre Überlegungen einmal neu starten, ganz von vorne.
Sie folgte ihm weit, sehr weit, sie überließe ihm alles. Sie hatten vielleicht verschiedene Ansichten der Welt, verschiedene Ideologien, die blieben die ihren, aber alles andere, da war sie sich sicher, konnte sie ihm ohne Bedenken überlassen.
Diese kurze, rationale Analyse ihres irrationalen Inneren ließ sie seine Frage bejahen.

„Schließ die Augen.“ Warum, sie waren doch schon verbunden. „Du darfst auf keinen Fall irgendetwas sehen. Sonst wird das alles nicht funktionieren.“ Was wird nicht funktionieren? Er hatte ihr noch nicht einmal gesagt, was er vorhatte, wozu es führte und überhaupt, warum musste sie ihm dafür so unbedingt vertrauen?
„Es ist eine Art Magie, wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, wird es dir gefallen.“ Sie spürte einen sanften Druck an der Schulter und wollte diesem nachgeben, einen Schritt nach vorne gehen. „Nein, rühr dich nicht, gar nicht, halt am besten sogar die Luft an.“ Was hatte er nur vor? Nun spürte sie einen Druck am Bauch, an der anderen Schulter ebenfalls. Sie hielt die Luft an, was auch immer das bringen sollte. Er bewegte sich um sie herum, sie spürte es, seine Berührungen schliffen, sie hörte ihn um sie herum auf eine schwebend schleichende Art, es war, als wolle er jede Berührung mit dem Boden aufgeben und nur noch durch sie mit jenem verbunden sein. Dann blieb er stehen.
„Es hat geklappt. Es hat wirklich geklappt.“ Was? Was hat geklappt? Sie machte die Augen auf, konnte nichts sehen, zu fest saß die Binde. Den Knoten bearbeitend, lauschte sie seiner Begeisterung. „Schau dir das an! Alles wie erwartet! Hörst du das Meer? Da, schau, der Strand! Die Sonne steht kurz vorm Untergang, spürst du die kühlen Winde in der heißen Luft?“ Meer? Strand? Aber ja, da war ein Rauschen. Und der Boden fühlte sich sonderbar weich an, wie Sand, wie ein Strand. Auch zog es ein wenig, wobei es trotzdem sehr warm war, fast heiß. Sie wurde hastiger, was war passiert, wieso waren sie plötzlich an einem Strand, oder nahm er sie nur auf den Arm? „Komm, ich führ dich, die Binde machen wir später ab. Pass auf, da ist ein Busch, und lauf nicht gegen die Palme, was rede ich, du kannst ja gar nichts sehen, ich muss dich ja führen.“ Er lachte, dieses ungebändigte, nicht zu bändigende Lachen, durch welches er ihr damals aufgefallen war. Hand in Hand gingen sie über den Sand, das Rauschen wurde stärker, sie konnte nun die einzelnen Wellen voneinander unterscheiden. „Du wirst staunen, das ist wirklich unglaublich. Das ist eine Bucht, eingerahmt von Klippen, mit nur einer kleinen Verbindung zum Meer, die zwischen zwei hohen Felsreihen verläuft. Das Wasser ist türkis, bestimmt auch schön warm, das können wir ja gleich ausprobieren. Oh man, da vorne ist eine kleine Fischerhütte, aus Holz, mit einem Dach aus Palmenblättern. Und überall stehen Palmen mit reifen Früchten, es ist wie im Paradies!“ Er fing an, den Knoten zu lösen, leise, freudig erregt fluchend, dass er ihn so fest gemacht hatte, während sie es kaum erwarten konnte, zu sehen, was er ihr beschrieben hatte.
Es war wie eine Eingebung. Das Licht streifte ihre Augen, erweckend, was zu schlafen schien, sie sah es, all das, was er beschrieben hatte, den Strand, dass Meer, die Fischerhütte, gebaut aus nichts anderem als Holz, die Felsen, welche die Bucht beschlossen, die Palmen, sich biegend unter den reifen Früchten, das Paradies.

Tolle Uhr...  
   
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