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Hello

Die Landschaft rast vorbei. Felder, Wälder, Seen, Straßen, Leben. Ich sitze mit dem Rücken zu Fahrtrichtung. Mein Kopf liegt sanft an der harten, kalten Scheibe des Zugabteils. Die Beine auf der gegenüberliegenden Sitzbank starre ich hinaus in das heimliche Grau der Heimat. Preetz. Noch zwei Stationen, dann bin ich endlich Zuhause.

Immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Gestern. Das bleiche, starre Gesicht des Mädchens, des Spiegels meiner selbst. Ein farbloser Schmetterling, gefallen auf ein seidenes, gerahmtes Bett. Die schwere, schwarze Erde, die Blumen, die Tränen des Himmels und der Irdischen.

Ihr Kopf liegt an meiner Schulter, mein Arm umschlingt die Ihren, schwer. Meine Finger spielen mit ihrem Haar, streichen ihr über die Wange und die getrockneten Tränen weg. Die andere Hand malt Muster, schreibt  unsichtbare Wörter an das Fenster, unleserlich, von klarer Bedeutung.

 

Has no one told you she’s not breathing?
Hello, I’m your mind
Giving you someone to talk to

 

Regenwolken ziehen auf, es wird dunkel, taucht die trostlose Farbe ins Dämmerlicht. Ascheberg. Bald bin ich da. Bald kann ich den Zug verlassen, alle Träume mit ihm, aufwachen, sie wieder in die Arme schließen.

Der Schaffner kommt, sieht uns, lächelt, nickt, geht. Ich danke ihm, widme ihm eine Zeile in meinem Scheibenroman. Ihr Kopf bewegt sich, eine Träne rollt über ihre Wange in meine Finger, zerrinnt.

„Ich habe Angst.“

„Ich auch. Bald sind wir da.“

Sie weint. Leise, kein Schluchzen. Ihre Augen schauen weg, und doch sehe ich das Gesicht des Mädchens, des Spiegels meiner selbst in ihren Tränen wie in einem fließenden, unruhigen Gemälde. Küsse ihre Stirn, treffe nur die Haare. Halte meine Wange gegen das Fenster und spüre die Kälte und den Regen von beiden Seiten. Sie schließt die Augen wieder, die Tränen trocknen. Unter ihren Augen spüre ich sie noch. Und kann doch nur sehen, fühlen, weinen.

 

Don’t try to fix me I’m not broken
Hello, I’m the lie
Living for you so you can’t hide

Don’t cry

 

Der kleine Plöner See, gleich bin ich da, wenige Minuten, Nervosität. Endlich raus. Ich brauche Sauerstoff, muss sie mitnehmen. Ich kann nicht mehr, will nicht mehr, nur noch das Ende. Stehe trotzdem auf und gehe weiter. Halte mich nicht auf, ich komme wieder. Der Traum ist bald vorbei.

Bald sind wir beide wieder Zuhause, sitzen vor dem Kamin und lachen über schlechte Witze, die du immer so erzählst, dass ich lache. Wach auf! Wir sind gleich da! Viel Zeit ist nicht mehr. Jetzt mach endlich die Augen auf. Fang an zu atmen. Sofort! Bitte!

Ihr Kopf bewegt sich nicht, nur die Tränen rinnen in einem fort, verfließen im Regen, vermengen sich mit meinen, tropfen wirkungslos zu Boden. Wach auf! Wir sind da! Sie rührt sich nicht, und ich weiß, sie ist wach. Ich versuche, ihren Kopf von mir zu heben, will endlich raus aus diesem Zug. Aber es gibt keinen Ausgang. Ihr Kopf wiegt so schwer, ich kann nicht mehr, will nicht mehr, sag mir endlich, was ich machen soll.  Ich will hier einfach nur noch weg, mich verkriechen, mit ihr in meinem Kopf. Könnte sie mein Lächeln sehen, vermischt mit Schmerz und Tränen, änderte sie sich?

Wieder das Bild des Mädchens, des Spiegels meiner selbst, das letzte. Sie verschwindet, langsam lösen sich ihre Tränen in Luft auf, ihre Haare, ihr Körper, ihr Gesicht, ihr Lächeln, sie. Ich bin allein, suche verzweifelt nach einem letzten Beweis ihrer Existenz, der Zug hält, ich muss aussteigen, ohne sie.

Der Bahnhof ist leer. Ebenso die Bushaltestellen. Es ist dunkel, nieselt, stürmt. Ich bin allein.

Suddenly I know I’m not sleeping
Hello, I’m still here
All that's left of yesterday

Tolle Uhr...  
   
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