Du sollst nicht töten (23.01.2009)
Der Atmen geht schwer, bei ihm, bei ihr, die Körper zitterten, wogten im Takt des Atems. Die Mienen schienen versteinert, seine teilnahmslos, ihre verzerrt von Hass. Ab und zu ein Blinzeln. Dann stießen sie wieder aufeinander zu, die Messer trafen sich, wichen einenander aus, tanzten, sangen. Er fing ihre Hand ab, hielt sie fest, ihre andere suchte ihn zu schlagen, er ließ es zu, küsste sie. Entsetzen, Liebe, dann Tränen in ihren Augen. Die Messer fielen zu Boden, bäumten sich ein letztes Mal in die Lüfte, blieben zitternd liegen. Nun fiel auch sie wie ein Stein zu Boden, er rieb sich die Stirn, mit welcher er soeben die ihre hart getroffen hatte. Er kniete sich neben sie, horchte nach ihrem Atem. Bedauernd zärtlich wischte er die Tränen aus ihrem Gesicht, nahm eines der Messer. Sein Kehlkopf sprang, sein Kiefer verkrampfte sich in dem Moment, als er das Messer an ihrer Brust ansetzte, sein Atem ging schneller, bis er schließlich mit einem Schrei aufsprang, dass Messer wie eine Drohung in ihre Richtung von sich gestreckt.
Wieso ging es nicht? Er musste es tun, eigentlich, entweder er oder sie, er musste fort, konnte sie nicht mitnehmen, konnte sie nicht alleinlassen. Ein anderweitiger Abschluss mit ihr war nicht möglich, indiskutabel, etwas musste sterben. Wieso hatte er sich nicht töten lassen? Der Hass in ihren Augen war so deutlich, vielleicht hätte es ihr Leben gerettet.
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