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Das Wesen der Liebe
Das Wesen der Liebe – Ein Märchen (03.03.2010)

Es war einmal ein kleines Wesen, das fragte sich, wo eigentlich Liebe herkommt. Jahrelang saß es in seinem Sessel und grübelte darüber, durchforstete sein tiefstes Innerstes, zerbrach sich den Kopf und kam doch nicht zu einer Antwort, die es zufrieden stellte. Das fand es so doof, dass es mit der Faust auf die Lehne des Sessels schlug und hinaus auf die Straße ging, um die weisesten Wesen um Rat zu fragen und nicht eher zurückzukehren, bis sein Wissensdurst gestillt worden war.
Es wollte gerade losgehen, da sah es eine Entenmami, die mit ihren Jungen im Schlepptau in Richtung eines Teiches watschelte, wobei sie aufmerksam nach links und rechts, oben und unten, vorne und hinten schaute, während die Kleinen hinter ihr sich piepsend über ihre jeweiligen Lieblingsspeisen unterhielten.
„Entschuldigen Sie bitte, werte Entenmami,“ sagte das kleine Wesen. „Können Sie mir sagen, wo eigentlich Liebe herkommt?“
„Aus dem Ei, Kleines, aus dem Ei. Genau wie Stress, Angst, Anstrengung, Trauer, Panik, Enttäuschung und alles andere. Aber allen voran und immer dabei ist es die Liebe, die herausspringt. Jetzt muss ich aber los, die Kleinen haben einen ganz schönen Kohldampf.“
'Naja, jedem das seine,' dachte sich das kleine Wesen, bedankte sich und ließ die Entenmami weiterziehen. Zufrieden war es aber noch lange nicht. Also begann es wieder, einen Fuß vor den nächsten zu setzen und einfach querbeet weiter zu laufen.
Irgendwann später am Tag, es wurde langsam dunkel, hörte es eine Stimme singen.

„Der Tag neigt sich dem Abend zu
Die Sonne färbt den Himmel ein
Die Vögel fliegen sich zur Ruh'
Des Weges kommt ein Wesen klein

Die kühle Brise weht den Duft
Von reifer Feldesfrucht zu mir
Ich hol ihn liebend ganz tief Luft
Und freu mich meines Lebens hier.“

Das kleine Wesen sah sich um und erblickte die Quelle des Gesanges auf einem Stein liegend, eine Fidel in der Hand, mit der es ab und an einen Ton seines Liedes mit Akzenten versah. Als es aufhörte zu singen, begann es mit einem wunderbar melancholischem und gleichzeitig hoffnungsvollem Solo. Das kleine Wesen lauschte gebannt und dachte nicht einmal daran, die Grille zu stören. Auch nach dem letzten Ton verharrte es regungslos, erst als er über Felder und Wiesen wabernd endgültig verhallt war, wagte es, zu sprechen.
„Welch wundervolles Lied, Meister Grille! Bitte sagt, wisst Ihr, woher die Liebe kommt?“
„Na klar doch, du kleines Wesen, die Liebe entspringt der Musik, die Musik transportiert die Liebe überall hin, sie hat nie einen platten Reifen, nie einen leeren Tank, ihre Schuhe gehen nie kaputt, ihre Füße werden nie wund, sie braucht keinen Wind, keine heiße Luft, sie kommt überall hin und nichts kann sie aufhalten! Darum singe und spiele ich den ganzen Tag, damit die Welt eine bessere wird.“
„Habt Dank, Meister Grille, ihr habt mir sehr geholfen!“
Aber ganz zufrieden war das kleine Wesen noch immer nicht. Aber es war schon fast dunkel und es musste sich einen Platz zum Schlafen suchen, da es nicht die ganze Nacht weiterlaufen wollte. Unter einem altem Baum, der allein auf einem kleinen Hügel stand, fand er eine von Moos bedeckte  Stelle, die ihm ein weiches Bett war. Es hatte gerade die Augenlider sinken lassen, da hörte es ein leises Wispern, eine Art Singsang, der aus dem Baum zu quellen schien. Neugierig legte das kleine Wesen eine Hand an den mächtigen Stamm und ward gleich darauf hinaufgesogen in die höchste Krone, wo die Blätter eine federweiche Wiege für es formten, in die es sich auch gleich hineinlegte.
„Kleines Wesen, du musst nicht auf den Moosen schlafen, sie brauchen die Nacht, um Feuchtigkeit zu sammeln.“
„Es tut mir Leid, Ältester, daran habe ich nicht gedacht.“
„Jaja, das Denken, das fällt so vielen so schwer. Soviel zu denken, so wenig Zeit zu denken, denken sie sich, aber zu Ende denken sie nie, nur zur Hälfte, springen von einem Gedanken zum nächsten, denken sich ins Delirium und schnell wieder heraus, entwerfen Verwerfbares, werfen sich Muße vor, wenn sie wirklich denken und vertreiben jeden ganzen Gedanken in die Nacht, lassen ihn selbst da nicht reifen sondern verweisen ihn als Traum, brechen ihn auf, suchen nach seinem Ursprung und finden ihn doch nicht, weil die Zeit sie wieder entführt.“
„Du sprichst weise, Ältester, kannst du mir sagen, wo die Liebe herkommt?“
„Die Liebe? Da fragst du was. Hm... Warte. Du machst gleich mal folgendes. Du schaust erst solange in den Sternenhimmel, bis du ein leichtes Kribbeln im Magen verspürst. Dann schließt du die Augen und lauschst dem Wind und den Wiesen. Wenn das Kribbeln dann noch stärker wird, konzentrierst du dich auf alles spürbare, dass deine Haut bereichert. Sobald du das Kribbeln fast nicht mehr aushältst, fängst du alle Gerüche auf, die der Wind dir zuträgt.“
„Daher kommt also die Liebe?“
„Na na na, nun denk doch nicht schon wieder so schnell. Tu es einfach.“
Also tat das kleine Wesen, wie ihm geheißen. Es schaute in den Himmel, wie die Sterne funkelten und der Mond sie in aller Ruhe wohlwollend gewähren ließ, wie einige Wolken sich gemächlich ein Stückchen Himmel nach dem anderen einverleibten, um es kurz darauf wieder freizugeben. Als es das leichte Kribbeln spürte, von dem der Baum gesprochen hatte, schloss es die Augen und begann zu lauschen. Es hörte den Wind, wie er mit den Blättern des Baumes tanzte, sie umher wirbelte und immer neue Pirouetten drehen ließ, über die Felder strich und sich flüsternd mit den Gräsern unterhielt. Das Kribbeln wurde stärker und das kleine Wesen schweifte ab von den Geräuschen und begann zu spüren, wie der Wind über seine Haut strich, sie kühlend umwehte, während die noch jungen weichen Blätter des Baumes seinen Rücken erwärmten und mit ihren winzigen Härchen ganz sanft kitzelten, und auch die Feuchtigkeit, die sich mit der Dunkelheit hauchdünn um ihn gelegt hatte. Fast schien es schon zu platzen, als es tief Luft holte und die Reife der Ähren auf den Felder schmeckte, die Rinde des Baumes roch, den Geruch des Mooses und der Gräser, ja sogar der Nacht selber in sich aufsog. Es war so erfüllt von Wonne, dass es umgehend einschlief.
Sanft strich der alte Baum ihm mit einem Blatt übers Gesicht, dann breitete er einen besonders dicht beblätterten Zweig wie eine Decke über das Wesen und machte sich wieder daran, in aller Ruhe zu denken.
Am nächsten Morgen bedankte sich das kleine Wesen höflich bei dem alten Baum und verabschiedete sich, um weiter nach der Herkunft der Liebe zu suchen, da auch die Erfahrung des letzten Abends ihm zwar sehr angenehm gewesen war, es allerdings nicht  zufrieden stellte.
Die Vögel zwitscherten ihm freundlich zu, der Weg knirschte zufrieden unter seinen Füßen und die Sonne strahlte vergnügt, als ihm ein Clown entgegen kam, der sogleich begann, Purzelbäume zu schlagen und sein ganzes Können aufzubieten, was das kleine Wesen schon bald in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
Auch dem Clown stellte es seine Frage, welche er auch gleich zu beantworten suchte.
„Weißt du, kleines Wesen, Liebe entspringt immer da, wo Freude ist, also besonders im Lachen. Deswegen reise ich umher und bringe die Leute zum Lachen, damit sie sich erinnern, dass sie lieben, denn wer nicht lacht, kann nicht lieben. Aber hör lieber nicht auf mich, ich bin nur ein Clown,“ fügte er verschmitzt an, nahm den Dank des kleinen Wesens entgegen und gab ihm noch eine kleine Zugabe, so dass sie lachend auseinandergingen.
Bald schön hörte das kleine Wesen Gelächter und Musik und fand auf einer duftenden Blumenwiese eine Hochzeitsgesellschaft vor, die die Vermählung zweier Störche feierten. Überall waren Tische mit Wesen aller Art und auch das kleine Wesen wurde begeistert willkommen geheißen und eingeladen, mit der Gesellschaft zu musizieren, zu lachen und zu feiern. So tat es auch und traf alte Bekannte wieder, die Entemami, die sich mit anderen Entenmamis unterhielt, während die Kleinen aller Entenmamis piepsend spielten und sich über ihre Lieblingsspeisen austauschten, die Grille, die pausenlos sang und spielte, ein paar Blätter des alten Baumes, die er als Dekoration vom Wind hatte herwehen lassen, und auch der Clown war da, weil er, wie er sagte, im Kreis gelaufen war, was für Gelächter sorgte. Und als es irgendwann dem Brautpaar gratulierte, konnte es sich nicht verkneifen, auch sie nach der Herkunft der Liebe zu fragen. Da lachten die beiden und die Störchin sagte: „Schau dich um, kleines Wesen. Siehst du es denn nicht? Hier kommt die Liebe her, hier, wo alles zusammenkommt, vom Alleinsein erlöst wird, genau hier entspringt die Liebe.“
Da sah das kleine Wesen, dass sie Recht hatten und war zufrieden. Es blieb den Rest des Tages bei der Gesellschaft und musizierte, lachte und feierte mit ihnen, bis es spät in der Nacht war. Aber anstatt danach in sein kleines Häuschen zurückzukehren, ließ es sich wieder vom alten Baum betten. Fortan war es gar selten alleine, es alberte mit dem Clown herum, sang mit der Grille, trank Tee mit der Entenmami, half dem Storchenpaar beim Hausbau und liebte sein Leben. Und wenn es nicht gestorben ist, dann singt, lacht, liebt und lebt es noch heute.

Tolle Uhr...  
   
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